Wir radeln einen Wald

Monat: April 2017

Vom Ith bis nach Dinslaken (2.-17.4)

Nach einer Woche Zelten auf dem Ith, ging es über Eimen und EInbeck nach Salzderhelden. Am nächsten Tag weiter nach Wachenhausen, um dort den ersten Vortrag zu halten. An der Leine führen wir nach Göttingen und durch das schöne Werra-Tal nach Witzenhausen (zauberschöne Kirschblüten – diesen Radweg können wir euch nur empfehlen!). Über Kassel, mit kurzer Aufrüst-Pause, ging es weiter durch Hann. Münden nach Falkenberg bei Wabern, entlang der Eder (auch ein empfehlenswerter Radweg). In dem schönen Dörfchen Falkenberg holten wir unser neues SHIFT PHONE ab (ein faires Handy aus Deutschland -> www.shiftphones.com).

Bis hierhin hatten wir jeden Tag Begleitung – es war sehr schön, die ersten Kilometer und Tage immer in einer Gruppe zu fahren. Nun alleine fuhren wir am Edersee entlang, über Korbach, bei grauem Himmel zu Janinas Familie nach Hommershausen, bei Frankenberg. Dann ging es aus Zeitdruck mit dem Zug nach Bergisch Gladbach zu einem Termin mit dem Team von PrimaKlima, die besuchten wir in ihrem schönen Büro im Wald. Nach einem abendlichen Ausflug nach Köln, ging es dann am nächsten Tag den Niederrhein hoch (wir sind begeistert von blühenden Apfelbäumen und grünen Wiesen) nach Meerbusch, nahe Düsseldorf. Auf Einladung der dort ansässigen BUND Gruppe blieben wir dort drei Tage. Janina vebrachte diese im Krankenbett und Najoka sammelte mit der BUND Gruppe sageundschreibe 300€  Spenden für unseren Wald. Daraufhin stieg Janina wieder in den Zug, um die nächste Station Dinslaken zu erreichen, Najoka radelte den Rhein hoch. Nun sitzen wir in der Sonne und halten hier drei Nächte still. Mittwoch fahren wir dann Richtung Münster, dann auch wieder zu zweit!

In der Fremde

Ich liege im Bett und habe Zeit zu lesen:
„Es gibt keine menschlichen Rassen, es gibt nur eine Menschheit mit Männern und Frauen, Menschen verschiedener Hautfarben, Große und Kleine, ein jeder mit unterschiedlichen Fähigkeiten.“ (aus Papa, was ist ein Fremder? von Tahar Ben Jelloun)
Ich mag dieses Buch sehr und freue mich es an einem mir fremden Ort, bei mir fremden Menschen im Bücherregal zu entdecken. Fremdheit ist ein Thema, welches mich im Vorhinein der Tour sehr beschäftigte.
Denn irgendwie verhalte ich mich auch fremdenfeindlich! Ich habe das Vorurteil „Deutsche sind ungastfreundlich und unfreundlicher als Mebschen in anderen Ländern“. Ich gehe damit sogar hausieren, begründe darin dieses Projekt. Ich bin offen?… Das ist reine Fremdenfeindlichkeit. Ich stecke alle Menschen in diesem Land in einen Topf.
Ist doch Quatsch! Ich lebe hier, meine Familie, meine Freunde, es ist mein zu Hause – ich kenne die meisten Menschen in Deutschland. Wie viele sind davon ungastfreundlich und unfreundlich? Richtig – die wenigsten!
Und auch in den Gesprächen mit Menschen bzgl. der Tour sage ich das dazu, also, dass ich nicht glaube, dass dieses Vorurteil Stand halten wird. Trotzdem halte ich mich an meinem „Deutschland ist scheiße“ Fähnchen fest.
So oft will ich mir selbst beweisen, dass ich offen gegenüber der Fremde und gastfreundlich bin. Wie oft hatte ich jedoch schon das Gefühl, dass ich das eben nicht bin. Und habe dann häufig den Grund dafür in meiner Herkunft aus diesem verschlossenen Land gesucht. Einfach, um eine schnelle Erklärung zu haben und mir zu beweisen wie blöd Deutschland ist, „siehst du, auch du bist deutsch, ekelhaft deutsch“. Wenn es so einfach wäre, den Ursprung eigener Schwächen auf die eigene Herkunft zu schieben. Zudem bin ich ja auch gar nicht so ungastfreundlich, ich beziehe das oft nur darauf, dass ich Gäste nicht sofort mit Essen und Trinken überlade, sie reich beschenke und sie auf Händen trage. Ich bin eher so: „komm fühl dich wie zu Hause, bedien dich selbst“. Wir haben oft Besuch und ich liebe es für andere zu kochen. Mein Anspruch mir gegenüber ist oft einfach hoch, zu hoch.

Woher kommt dieser tiefverwurzelte Gram gegen mein Heimatland? Aus der Nazivergangenheit dieses Landes insgesamt oder der meiner Familie, der Orte an denen ich lebe? Warum reise ich ständig an Orte des Naziverbrechens? Um ihn zu spüren, den Hass gegen dieses Land?
Ich weiß es nicht genau und finde nur vage Antworten. Es sind sicher auch vieles Ausreden für die eigene Feigheit und eigenen Schwächen. Verknüpfungen, die ich herstelle für Sachen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Was heißt es schon deutsch zu sein? Zu allererst bin ich Mensch, sind wir alle Menschen und Erdbewohnende.
Wir leben hier in einer tollen Welt, mit wundervollen Lebewesen. Diese Erde ist total gastfreundlich, sie schenkt uns allen einfach so, offen und herzlich ihre Schätze und Früchte. Die Menschen, die auf diesem Planeten leben sind alle Gäste. Oft vergessen wir das. Nicht wir sind gastfreundlich, sondern dieser bemerkenswerte Planet ist es. Uns gehört hier eh nichts, warum streiten wir z.B. um Dinge, die uns nicht gehören?

Ich fange jetzt an mich zu bedanken, dass ich als Gast auf diese Erde geboren wurde und so reich beschenkt werde. Jetzt gerade in Meerbusch mit einem gemütlichen Bett, einem Tee direkt daneben und einem herrlichen Vogelkonzert vor dem Fenster.
Danke, dass ich in solch einer gastfreundlichen Welt leben darf!

 

Es geht lohooooooos!

Sonntag sind wir zusammen mit ca. 30 Anderen aus Hildesheim losgefahren.

Vorher gab es ein leckeres Brunchbuffet im veganen Café Lecker&Pur in der Osterstraße. Bei Sonnenschein und mit Klingeln begleitet ging es dann aus der Stadt raus in den Wald und Richtung Ith. Bis zum letzten Meter wurden wir auf unserem ersten Abschnitt begleitet. Das war ein tolles Gefühl von so vielen Menschen aus der Heimat heraus geleitet zu werden – DANKE EUCH ALLEN!

Auch einige von Najokas Greenpeace Gruppe waren dabei und unterstützten uns erst vor dem Lecker&Pur mit einem Infostand zum Thema Mobilität und radelten anschließend mit uns mit. Letzte Woche waren wir auch bei ihnen in der monatlichen Sendung auf Radio Tonkuhle zu hören.
In der April Sendung werden wir dann live per Telefon dazu geschaltet (25.4. 15-16 Uhr auf 105,3 oder www.tonkuhle.de). Danke euch, dass ihr uns von Anfang an so bestärkt und begleitet habt!

RADWANDLUNG bei Radio Tonkuhle: https://soundcloud.com/fo2207/3103-radwandlung

Kurz vor unserer Abfahrt gaben wir Caro ein musikalisches Interview auf ihrem Blog Musicspots. Unsere Radtour-Playlist und die Geschichten zu den Liedern findet ihr hier: http://musicspots.de/radwandlung-mit-musik-im-gepaeck-auf-rad-tour/

Die ersten Tage des Aprils und unserer Tour verbringen wir nun im EPZI (Erlebnispädagogisches Zentrum Ith) in Holzen-Ith. Dort sind wir zusammen mit einer Gruppe von jungen Freiwilligen des FÖJs (Freiwilliges ökologisches Jahr). Wir beschäftigen uns gemeinsam mit dem Thema „Nachhaltiges Leben“ und bringen unseren Beitrag dazu ein.

Hier haben wir auch unser neustes Video gedreht, zum Lachen hier entlang: https://www.youtube.com/watch?v=kK8GnZDPR_g

Am Freitag fahren wir weiter nach Einbeck, um danach am Samstag den 8.4. um 16:30 im Dorfladen in Wachenhausen von unserem Projekt zu berichten. Dazu gibt es leckere Smoothies – kommt vorbei!

RADWANDLUNG im Dorfladen in Wachenhausen (Thiestr. 6, 37191 Wachenhausen, 8.4., 16:30 Uhr)
Alle Veranstaltungen findet ihr im Kalender.
Euch interessieren unsere Vorträge und Aktionen? Gerne kommen wir auch zu euch! Unser Angebot findet ihr unter „Vorträge und Aktionen“. Bei Interesse schreibt uns einfach eine Mail an info@radwandlung.de

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