Wann hast du das letzte Mal Lust auf etwas bestimmtes zu essen gehabt und konntest es nicht bekommen?
Mir geht es selten so. Alles ist immer und überall verfügbar. Erdbeeren zum Beispiel: gibt’s mittlerweile fast das ganze Jahr über. Ist doch toll, mag man denken. Ist es das wirklich?

Wertschätzung ist etwas, dass durch diese Entwicklung völlig verloren gegangen ist. Etwas wird nicht mehr als ‚besonders‘ wahrgenommen, weil es eh immer da ist. Und deshalb ist die Hemmschwelle auch nicht hoch, verschwenderisch damit umzugehen. Kann ja jederzeit ’ne neue Portion kaufen.

Und was passiert noch?
In den Supermärkten wird haufenweise Essen weggeworfen, weil es viel zu viel gibt. Schönheitsfehler und abgelaufene MHD sind Gründe (dies bedeutet im Übrigen NICHT, dass das Lebensmittel verdorben ist! Mehr Informationen hier ), viel zu häufig werden aber sogar tadellose Produkte, deren MHD noch nicht abgelaufen ist, in die Tonne gekloppt, weil im Lager schon die Neuware wartet und im Regal kein Platz für alles ist.
Rohstoffverbrauch, Energieaufwand, Transportwege – das alles, damit das Lebensmittel am Ende der Kette unverbraucht im Müllcontainer landet?
In Frankreich gibt es seit Anfang 2016 ein Gesetz, dass den Supermärkten verbietet, Lebensmittel wegzuwerfen. In Deutschland sind es bislang meist die Bioläden, die ihre Reste Foodsharing Initiativen anbieten oder auf Nachfrage auch an Einzelkunden rausgeben. Manche Supermärkte haben einen Deal mit der örtlichen Tafel, doch selbst die wissen teilweise nicht wohin mit dem ganzen Essen. Und üblerweise gibt es viele Händler, die ihre Reste aus Profitgier partout nicht abgeben, sondern in den Müll schmeißen und diese Tonnen dann auch noch einzäunen, abschließen, mit Stacheldraht sichern. Es ist so paradox: In anderen Teilen der Welt sterben reihenweise Menschen an Hungersnot, hierzulande haben wir viel zu viel und schließen es ein.

Natürlich ist niemandem damit geholfen „ein Päckchen mit Gemüse, Obst, Tiefkühlkost oder Milchprodukten nach Afrika zu schicken“ – die Lösung des Problems liegt viel weiter vorne in der Handlungskette: Z.B. weniger anbieten und das Angebotene regional und saisonal beziehen.
Wir sollten wieder eine Kultur der Wertschätzung aufbauen. Und uns häufiger fragen, ob es im Januar wirklich schon Erdbeeren zum Nachtisch geben muss.

Frag dich doch mal:

Was sagt das MHD eigentlich noch mal aus?

Wie viel Wertschätzung bringst du deiner täglichen Nahrung entgegen?

Welche Gemüsesorten wachsen eigentlich in meiner Gegend? Und wann überhaupt?(Hilfreich: monatlich erscheinender Saisonkalender von Utopia)

Wie viel Lebensmittelmüll produziere ich?

Welchen Weg haben meine Bananen hinter sich gelegt?

Wie viel Wasser wurde für die Avocado auf meinem Teller aufgewendet?

Ab jetzt öfter mal wieder BEWUSSTER einkaufen und verbrauchen.